Wenn Du Verantwortung für Deine Erschöpfung übernimmst

Es war einer dieser Morgen, an denen ich nicht wusste, wohin mit mir.
Die innere Unruhe war da, bevor ich sie benennen konnte.
Mein Sohn ist zur Schule gegangen. Ich hatte noch eine Stunde bis zur Arbeit – und plötzlich diese Leere.
Nicht die stille, kraftvolle.
Sondern die, in der ich am liebsten flüchten würde. In Serien. In Spiele. In Projekte. In irgendwas.

Aber ich blieb.
Ich schaute aus dem Fenster.
Die Weide bewegte sich im Wind.
Sanft. Unaufgeregt.
Und ich spürte – ich bin da.
Nicht produktiv. Nicht hilfreich. Nicht stark.
Einfach nur da.

Was das mit meiner Arbeit als pädagogische Fachkraft zu tun hat?

Alles.

Denn genau diese Stunden sind es, die wir oft übergehen.
Wir, die „Starken“. Die mit dem Plan. Die, die auffangen.
Die schon auf dem Weg in den Dienst den Kopf voller Listen haben:

  • Wer fällt heute aus?
  • Wie viele Kinder sind in welcher Gruppe?
  • Was tun wir, wenn das neue Kind wieder weint?
  • Wie wird die Leitung reagieren?
  • Wer meidet heute wieder wen im Team?
  • Reicht meine Kraft bis 16 Uhr? (oder darüber hinaus?)

Und dann fühlen wir uns schlecht, wenn wir kurz nichts fühlen.
Oder zu viel.
Oder nicht das „Richtige“.
Wenn wir in der Garderobe stehen und uns leer vorkommen.
Wenn wir uns fragen, ob wir „noch gut für die Kinder“ sind.

Vielleicht bist du gerade an genau so einem Punkt.
Zwischen Verantwortungsgefühl und Erschöpfung.
Zwischen „Ich will doch nur Gutes tun“ und „Ich kann nicht mehr.“

Ich will dir sagen:
Du bist nicht allein.
Und du bist nicht weniger wert, wenn du nicht funktionierst.

Manchmal ist es heilsam, einfach eine Weide zu beobachten.
Einen Tee zu machen.
Zu merken:

Ich bin da.
Ich atme.
Und das reicht für diesen Moment.

Was wäre, wenn wir in unseren Teams nicht nur über Konzepte reden würden,
sondern auch über genau solche Pausen?
Über die kleinen Fluchten. Die Scham. Die Müdigkeit.
Und den Mut, ehrlich zu sagen: „Ich kann gerade nicht. Aber ich bin da.“

Ich fange hier an.
Mit diesem Text.
Weil ich weiß, dass Wahrheit leise heilt.
Und dass wir gerade in Zeiten von Fachkräftemangel, Überlastung und Systemdruck
eine neue Kultur brauchen:

Eine Kultur der inneren Erlaubnis.
Eine Kultur, in der auch die Weichheit zählt.
Und das Nicht-Wissen. Und das Mensch-Sein.

Vielleicht willst du diesen Text gerade nur überfliegen.
Vielleicht liest du ihn beim Kaffee in der Pause.
Vielleicht sitzt du weinend im Büro oder genervt auf dem Klo.

Egal wo du bist –
du bist nicht falsch.

Und du musst dich nicht beweisen, um pädagogisch wertvoll zu sein.
Du darfst einfach mal nur du sein.

Von Herz zu Herz,
Susi


Und bei dir?

💬 Wie geht es dir in Momenten, in denen du nichts leisten kannst?
Was wäre, wenn das nicht falsch wäre – sondern eine Einladung an dich, bei dir zu landen?

💌 Wenn du magst, schreib mir, was dieser Text in dir bewegt hat – anonym oder persönlich. Ich freue mich über Resonanz.

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